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Pflegenotstand: Tipps zur Bewältigung des stressigen Arbeitsalltags

Überlastung: Davon können Pflegekräfte können ein Lied singen. In deutschen Kliniken und Krankenhäusern hadern Pflegekräfte fortlaufend mit ihrem Job. Körper und Seele werden überbeansprucht - oftmals bis zu dem Punkt, an dem es einfach nicht mehr weitergeht. Dabei sollten gerade Pflegekräfte auf das eigene Wohlbefinden achten. Rund 80 % der Pflegekräfte fühlen sich in ihrem Job gestresst. Was kann man tun, um in der Pflege Burnout zu vermeiden?
 

Mit welchen Problemen haben Pflegekräfte im Arbeitsalltag zu kämpfen?

 
Stress, Zeitdruck und ständig wechselnde Arbeitszeiten gehören zu den größten Herausforderungen in der Pflege. Das Personal ist überfordert, sodass eine gute Pflege der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann. Es sind vor allem die Rahmenbedingungen, die es Pflegekräften schwer machen, eine gesunde Work-Life-Balance zu erreichen. Viele Arbeitgeber sehen weg und leiten keine Maßnahmen ein, um die Situation zu verbessern. Nun wird befürchtet, dass auf die Corona Pandemie eine Kündigungswelle im Pflegebereich folgen könnte.
 

Die Folgen der Überlastung auf einen Blick

 
Der Dauerstress, dem Pflegekräfte ausgesetzt sind, bleibt nicht ohne Folgen. Krankenpflegekräfte werden im Schnitt 23 Tage pro Jahr krankgeschrieben. In der Kranken- und Altenpflege beträgt der Krankenstand 7 bzw. 6 %, wohingegen der bundesweite Durchschnitt bei 4 % liegt. Pflegerinnen und Pfleger klagen überdurchschnittlich oft über Rückenschmerzen. Doch auch die psychische Belastung ist groß. Ironischerweise sind viele Pflegekräfte auf Antidepressiva angewiesen, um den stressigen Arbeitsalltag meistern zu können. Im Vergleich zu anderen Berufen werden Antidepressiva 51 bis 79 % öfter von Kranken- bzw. Altenpflegekräften eingenommen.
 
 

Tipps zur Bewältigung bei Überlastung

 
Krankenpflegerin bzw. Krankenpfleger ist ein Knochenjob. Oftmals leiden Körper und Seele gleichermaßen. Es gibt jedoch bestimmte Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um der Überlastung entgegenzuwirken. Dazu zählt in erster Linie die eigene Gesundheit. Denken Sie an sich und legen Sie eine Pause ein, wenn Sie sich überlastet fühlen. Wenn nötig geben Sie Aufgaben ab. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und offen dazu zu stehen. Ein wichtiger Faktor ist Schlaf. Versuchen Sie, ausreichend zu schlafen und sich vernünftig zu ernähren. Verzichten Sie dabei auf Süßigkeiten und setzen Sie auf Obst und Gemüse. Um Rückenbeschwerden aus dem Wege zu gehen, sollten Sie auf rückengerechtes Heben achten.
 
Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu holen. Krankenhäuser bieten in der Regel eine kostenlose Pflegeberatung. Informieren Sie sich darüber, welche Angebote Ihnen zu Ihrer Entlastung zur Verfügung stehen. Psychologische Hilfe ist ein weiterer Punkt, der von vielen Pflegekräften ignoriert wird. Dabei ist es gerade die Seele, die von der Überlastung besonders stark betroffen ist. Auf Dauer können psychologische Probleme zu körperlichen Beschwerden führen.
 
Vergessen Sie nicht, dass Arbeitgeber dazu verpflichtet sind, Ihnen ein gesundes Arbeitsumfeld zu bieten. Dies umfasst Pflegehilfsmittel, Fortbildungskurse und eine gute Arbeitsplanung. Auch die richtige Schutzkleidung (zum Eigen- und Fremdschutz) sollte hie stets große Beachtung finden. Darüber hinaus sollten Sie sich über rückenschonende Maßnahmen bei der Arbeit informieren.
 

Was ist eine Überlastungsanzeige und wie kann sie mir weiterhelfen?

 
Es steht jeder Pflegerin und jedem Pfleger zu, eine Überlastungsanzeige zu schreiben. Die Überlastungsanzeige wird auch als Gefährdungsanzeige bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen schriftlichen Hinweis, dass Sie Ihren Aufgaben unter den herrschenden Umständen nicht mehr richtig nachgehen können. Ist die Belastung für das medizinische Personal zu groß, kann dies zu Problemen führen. Patientinnen und Patienten können zu Schaden kommen, doch auch Sie selbst sind gefährdet. Der Arbeitgeber muss unbedingt auf Ihre Überlastungsanzeige reagieren und alles Mögliche tun, um die Bedingungen zu verbessern. Für Sie selbst dient die Überlastungsanzeige in erster Linie dazu, Sie vor potenziellen körperlichen und rechtlichen Folgen zu schützen.
 
Dennoch lohnt es sich, zuerst die Situation abzuwägen. Was genau hat zum Missstand geführt? Ist die Überlastung nur kurzfristig, oder haben Sie es bereits mit etlichen Gesprächen versucht? Wenn Sie das Gefühl haben, kurz vor dem Burnout zu stehen, sollten Sie unbedingt eine Überlastungsanzeige verfassen.
 

Welche Maßnahmen sollten Arbeitgeber ergreifen?

 
Pflegekräfte wünschen sich in erster Linie eine bessere Arbeitsverteilung und ein höheres Gehalt. Allerdings beschweren sich viele Pflegerinnen und Pfleger darüber, dass ihnen kein Spielraum für selbstständige Entscheidungen eingeräumt wird. In vielen Krankenhäusern ist es immer noch so, dass Pflegekräfte keine Mitgestaltungsmöglichkeiten haben und lediglich auf ärztliche Anweisung hin agieren dürfen. Dabei ließen sich Zeit und Geld sparen, wenn Pflegekräfte in bestimmten Situationen das Sagen hätten. Laut Studien fehlen in deutschen Krankenhäusern derzeit 40.000 bis 80.000 Pflegekräfte. Um das nötige Personal anzuwerben, muss der Pflegeberuf attraktiver gestaltet werden. Wichtig wäre zudem, das Lohngefälle zwischen Stadt und Land aufzuheben. Leider haben Initiativen wie das Sofortprogramm bisher kaum Wirkung gezeigt. Experten befürchten, dass der Fachkräftemangel eine Folge geringer Wertschätzung ist. Dem Personalmangel könnte mit flächendeckenden Tariflöhnen zu Leibe gerückt werden, wobei dies auch auf die Bereiche Langzeitpflege, Pflegeheime und mobile Pflegedienste zutreffen sollte.