Eine offene Wunde versorgen - diese Hygienemaßnahmen sind bei der Wundversorgung zu beachten
Die medizinische Wundversorgung stützt sich auf drei einfache, bewährte und die nachfolgende Heilung begünstigende Maßnahmen: zuerst die Reinigung, dann das Verschließen der Wunde und schließlich die Pflege. Damit das gelingt, sind neben fachlichem Know-how und ein wenig Erfahrung auch die passenden Hilfsmittel erforderlich. So gewährleisten Sie einen sterilen Umgang mit der Wunde einerseits, andererseits aber auch deren nachfolgenden Schutz. Hygienemaßnahmen und Ablauf bei verschiedenen offenen Wunden
Unmittelbar nach Auftreten der Wunde/Verletzung: die Erstversorgung
Für die hygienische Erstversorgung einer Wunde ist keine medizinische Ausbildung erforderlich, zweifelsohne aber hilfreich. Mit der "Erstversorgung" bezeichnet man das erstmalige Eingreifen nach Auftreten der Wunde, beispielsweise um diese zunächst zu desinfizieren und um eine mögliche Blutung zu stoppen. Berücksichtigen Sie: auch eine adäquate Erstversorgung ersetzt keine nachfolgende medizinische Behandlung. Insbesondere bei Tierbissen oder starken, nicht stoppenden Blutungen ist gegebenenfalls ein Notarzt hinzuzurufen.
Bei kleineren und mittleren Wunden, wie sie im Alltag oder bei moderaten Unfällen auftreten können, reicht oftmals bereits die Erstversorgung um die Wunde korrekt zu versorgen. Hierfür benötigen Sie:
- ein Desinfektionsmittel
- sterile Kompressen oder vergleichbare Tupfer (keine "fusselnden" Stoffe verwenden!)
- Pflaster, Verbände und Kompressen/Binden
- gegebenenfalls eine Schere
Achten Sie bei der Erstversorgung unbedingt darauf, nicht mit Ihren ungeschützten Fingern in die offene Wunde zu fassen. Idealerweise haben Sie sterile Handschuhe und eine Schutzmaske zur Hand. Das ist vor allem erforderlich, wenn die zu versorgende Person unbekannt ist und mögliche Infektionskrankheiten durch das Blut übertragen werden könnten. Denken Sie bei der Erstversorgung immer auch an Ihren Selbstschutz!
Bei stärker blutenden Wunden empfiehlt sich ein Druckverband mit einem zusätzlich darunter gespannten Tupfer oder anderweitigem Verbandspäckchen. Sterile Kompressen sind generell das Mittel der Wahl. Achten Sie unbedingt darauf, dass diese steril sind und zwischen dem Entnehmen aus der Verpackung und dem Auflegen auf der Wunde nicht in Kontakt mit fremden Oberflächen kamen.
Die Hände korrekt desinfizieren
Wenn Sie ein entsprechendes Mittel und ausreichend Zeit haben, sollten Sie unbedingt eine korrekte hygienische Händedesinfektion durchführen. Insbesondere vor antiseptischen Tätigkeiten ist diese zwangsläufig notwendig, um Betroffene zu schützen.
Bei der hygienischen Händedesinfektion gehen Sie wie folgt vor:
- Applizieren Sie das Desinfektionsmittel in die hohlen, trockenen Hände
- Verreiben Sie es gründlich mindestens eine halbe Minute lang, achten Sie vor allem darauf Ihre Finger zu spreizen und die Außenseite der Finger ebenso wie die Fingernägel zu desinfizieren.
- Achten Sie darauf, dass bei allen Bewegungen und während der gesamten Dauer die Hände weiterhin vom Desinfektionsmittel angefeuchtet sind. Sofern Sie weiteres Desinfektionsmittel benötigen, benutzen Sie idealerweise Ihren Arm zum Entnehmen statt der Hände.
Hygienemaßnahmen und Ablauf bei verschiedenen offenen Wunden
Offene Wunden können sich unterscheiden, sollten aber allesamt gründlich, steril und mit fachmännischen Hilfsmitteln versorgt werden. Generell wird bei offenen Wunden zwischen Platzwunden, Schürfwunden und Schnittwunden unterschieden. Hygienemaßnahmen sind bei allen einzuhalten - die verwendeten Hilfsmittel können sich jedoch unterscheiden.
Greifen Sie, sofern vorhanden, zu hygienischen Einweghandschuhen. Erneut sind sterile Tupfer, Verbände und Pflaster hilfreich. Speziell bei Platzwunden sollten Sie darauf achten, die häufig ausgefransten Ränder sorgfältig zu desinfizieren. Es ist oftmals nicht sofort ersichtlich, wie weitreichend die Platzwunde ist. Des Weiteren empfiehlt sich ein Druckverband, sofern das an der jeweiligen Lokalität möglich ist.
Schürfwunden sind in der Regel nur oberflächlich, was die Wundversorgung erleichtert. Dennoch sollten diese nicht unbehandelt bleiben, sondern mit Hilfe von einem milden Desinfektionsmittel erstversorgt werden. Bei sehr kleinen und nur oberflächlichen Schürfwunden können diese, sofern sie nicht weiter bluten und sich zusätzlicher Kontakt der Wunde verhindern lässt, auch ungeschützt bleiben um an der Luft zu heilen. Alternativ können Sie die Wunde mit einer dünnen Kompresse und einem Verband abdecken. Bei kleineren Wunden ist auch ein Pflaster möglich. Achten Sie darauf, dass die Klebestellen des Pflasters nicht in Kontakt mit der Wunde kommen.
Schnittwunden sind meist tief aber nur von begrenzter Größe. Bei größeren Schnittwunden ist in der Regel, aufgrund des potentiell hohen Blutverlustes, sofort ein Notarzt heranzuziehen. Stark blutende Wunden werden durch steriles Material abgedeckt und mit einem Druckverband erstversorgt. Das Abbinden ist durch Laien nicht zu empfehlen, da diese mitunter Nerven verletzen. Bei starken Blutungen kann das Abbinden durch medizinisch gebildetes Personal aber sehr sinnvoll sein.
Nach der erstmaligen Wundversorgung
Der Verband ist zwar grundsätzlich zu wechseln - aber in der Regel nicht innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden. Sofern die Wunden entzündet oder chronisch sind, kann das den weiteren Wundverbandwechsel beeinflussen. Beim Verbandswechsel gelten die identischen hygienischen Regeln wie bei der Erstversorgung. Getrocknetes Blut, Staub- und Hautreste sowie Rückstände von Pflegemitteln müssen sanft entfernt werden. Dies geschieht normalerweise mit einer milden Kochsalzlösung. Reibende Bewegungen sind zu vermeiden, da diese das neu gebildete Gewebe sofort wieder aufreißen und zerstören könnten.
Schutzmaßnahmen für das Gesicht sind gegebenenfalls notwendig, Schutzkittel oder andere Hilfsmittel sind hingegen im Normalfall nicht erforderlich. In jedem Fall sollten Sie mit einem Desinfektionsmittel die Hände desinfizieren und sich, sofern vorhanden, Einweghandschuhe zur Wundpflege anlegen. Das gilt insbesondere dann, wenn ein hohes Infektionspotential vorliegt. Aus diesem Grund sind qualitativ hochwertige medizinische Hilfsmittel unersetzlich, um eine keimfreie, hygienische Wundversorgung zu gewährleisten.